
Am Ziel
von Thomas Bernhard
Können Mütter und Töchter friedlich miteinander koexistieren? Das Verhältnis zwischen den Generationen ist nicht immer leicht. Denn sehr schnell kann aus der ehemals verbindenden Nabelschnur jene gemeinsame Fessel werden, die das Schicksal beider unlösbar aneinander kettet.
Eine Mutter und ihre Tochter leben seit gut 40 Jahren gemeinsam in einem großbürgerlichen Haus, an dem der Zahn der Zeit nagt. Fast manisch muss die Mutter immer wieder über die Vergangenheit sprechen, um vielleicht begreifen zu können, wie alles gekommen ist. Die Tochter hört ihr zu und packt die Koffer. Man wird sich zur Sommerfrische aufs Land begeben. Das tut man jedes Jahr. Aber heuer steht ein Abenteuer bevor. Mutter und Tochter haben einen Theaterschreiber, einen dramatischen Schriftsteller, eingeladen, ein paar Tage mit ihnen auf dem Landsitz zu verbringen.
Die Tochter bewundert den Schriftsteller, der sich gegen alle Konventionen gestellt hat. Und heimlich spekuliert sie vielleicht damit, dass der Künstler die Abhängigkeit zwischen Mutter und Tochter verändert. Kann sich die jüngere Generation aus der Umklammerung befreien? Die Frage wird zum Politikum. Wenn es den neuen Generationen nicht gelingt, die Schatten der Vergangenheit abzuwerfen, dann verdunkeln die Wolken der Geschichte eine neue Sonne.
Und wie immer bei Thomas Bernhard mangelt es nicht an lustvoll erheiternden Schimpftiraden über die Unvollkommenheit der Welt. Ein großer Text, passend für ein tolles Ensemble und eine Schauspielerin wie Eleonore Bürcher, die für ihre Erfolge mit dem Nestroypreis ausgezeichnet wurde.