
Halbe Miete
von Bernhard Wolf
Wie wunderbar einfach ist die Liebe, wenn sie wie ein Schmetterling zwischen den Seelen hin und her flattert. Wie konkret wird sie, wenn diese zwei Seelen gemeinsam in eine Wohnung ziehen. Unbefristet oder drei Jahre, das ist hier die Frage. Wobei noch lange nicht geklärt ist, wem im Badezimmer mehr Platz für die Töpfchen, Tübchen und Lotionen zusteht.
Lukas und Anna hat es so richtig erwischt. Die erfolgreiche Bankerin und der zumindest erfolgreich Playstation spielende Filmfan unterschreiben gemeinsam einen Mietvertrag. Das senkt die Lebenskosten. Aber es beginnen die kleinen, feinen Grabenkämpfe, weil die pure Liebe leider nicht entscheidet, ob im Sitzen oder Stehen gepinkelt werden darf. Die Fernbedienung kann ganz schnell zum Königszepter werden. Champions League oder Germanys next Topmodel? Wienerschnitzel oder Grünkernlaibchen?
Schon erfasst einen die Panik, dass man in jene Klischees rutscht, über die man bisher gemeinsam gelacht hat. Aber wie soll man dem entgehen, wenn nicht definiert ist, wer wann den Müll rausbringt? Und der Schock, die Göttin erstmals in einer schlabberigen Trainingshose zu sehen, sitzt noch immer tief. Wenn Alltag wirklich alle Tage stattfindet, bleibt nichts verborgen. Was für eine Überforderung! Was für eine Chance!!
„Wäre die Liebe einfach, hätten wir nicht ständig das Bedürfnis, über ihre rätselhaften Spielformen zu lachen.“
Woody Allen