
Halbe Wohnung
von Bernhard Wolf
Seid fruchtbar und mehret euch. Aber bitte achtet darauf, dass euch nicht die Luft und der Wohnraum ausgehen, denn bevor die kleinen Racker die Welt erobern, reißen sie sich zunächst höchst charmant Raum und Zeit ihrer Eltern unter den Nagel.
Anna und Lukas, die beiden Protagonisten des Stückes „Halbe Miete" sind zurück auf der Bühne des Innsbrucker Kellertheaters. Das traute Heim ist endlich bezogen, die Aufgaben, Freiräume und Beiträge zum gemeinsamen Leben sind geklärt. Aber etwas Neues drängt sich in die Beziehung des jungen Paares. Und zwar der immer größer werdende Bauch von Anna, die Zwillinge erwartet. Lukas spürt die archaischen Kräfte der Vaterschaft in sich aufkeimen. Wild entschlossen verlässt er die heimatliche Höhle, um wie ein echter Mann mit der Keule in der Hand die tägliche Beute zu erlegen.
Aber auch für Anna ändert sich alles. Die erfolgsverwöhnte Bankerin muss damit klarkommen, sich nicht mehr jeden Tag im Berufsleben verwirklichen zu können. Welche Probleme entstehen, wenn man das Smart- mit dem Babyphone vertauschen muss? Ein Geburtsvorbereitungskurs ist eben keine Vorstandssitzung. Trotzdem freut sich Anna auf das neue Leben, in dem sehr bald zwei kleine Menschen das Kommando übernehmen werden.
Mit viel Schwung erzählt Bernhard Wolf erneut die Geschichte eines Paares, das mit der neuen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau klar kommen möchte. Und wieder stellt sich die Frage, ob die Liebe bleibt, wenn die schnöden Anforderungen des Alltags heftig am zarten Kokon der Beziehung zerren. Romeo und Julia hatten es mit der großen Liebe wesentlich leichter, denn sie mussten nie klären, wer in der Nacht aufsteht, um das Fläschchen zu wärmen.