
Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel
von Theresia Walser
Drei Gattinnen von ehemaligen Diktatoren sitzen in einer Talkshow, weil ihr Leben verfilmt werden soll. Sprudelnd widmen sich die Diven dem Tyranninnen-Smalltalk. Es geht um Schönheit, schusssichere BHs und die Vollräusche von Stalin.
Aus der Geschichte scheinen die einstigen First Ladys nicht viel gelernt zu haben. Damit der Streit um das Podium nicht total eskaliert, nimmt es Gottfried der Dolmetscher mit der Wahrheit nicht so genau. Im Sinne der harmonischen Völkerverständigung.
Offiziell sind die Figuren erfunden, aber Frau Margot erinnert eindeutig an die Gattin von Erich Honecker. Frau Imelda ähnelt der Schönheitskönigin aus Manila, die lächelnd neben dem Diktator Ferdinand Marcos saß. Und Frau Leila gleicht jener Friseuse aus Tunesien, die sich zuerst den Präsidenten und dann das ganze Land unter den Nagel gerissen hat. Bis sie aus ihrer Heimat fliehen musste – mit läppischen 1,5 Tonnen Gold im Handgepäck.
Theresia Walser hat den Figuren viele Originalzitate in den Mund gelegt, die der Zuseher sehr leicht erkennen kann. Denn je unverschämter die Aussage erscheint, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Zitat ist. Eine wunderbare „Tour de Wahnsinn“ nimmt ihren Lauf.