
Judas
von Lot Vekemans
Seit mehr als zweitausend Jahren steht der Name Judas für Verrat. Wir wissen genau, dass Judas der Bösewicht war. Aber haben wir schon einmal darüber nachgedacht, aus welchen Gründen er diesen Verrat begangen hat? Wissen wir wirklich, ob Judas ein schlechter Mensch war?
Gut, er hat Jesus Christus für dreißig Silberlinge an die Feinde verraten. Aber warum tat er das mit einem Kuss? Die österliche Auferstehung Jesu von den Toten ist ein zentraler Baustein für das Christentum. Gerne hätte Jesus diesen Kelch an sich vorüberziehen lassen. Aber sein Schicksal war ihm von Gott bestimmt. Ohne den Verrat hätte es keine Überwindung des Todes geben können. Leicht dürfte Judas dieser schmutzige Job nicht gefallen sein, denn wir übersehen meist, dass sich der Mann in seiner Verzweiflung anschließend selbst erhängt hat. Dennoch ist sein Name in manchen Ländern bis heute per Gesetz verboten.
Zu all diesen Dingen hat Judas mehr als zweitausend Jahre geschwiegen. Jetzt reicht es ihm. Jetzt will er seine Sicht der Ereignisse schildern. Damit er auch ordentlich Gehör findet, hat er zu seiner Show eine Band eingeladen, die ihn musikalisch unterstützt.
Wer ohne Sünde ist, der darf mit Steinen werfen. Wer ein Mensch ist, der hat das Recht, sich zu seinen Verfehlungen zu äußern. Und wir sollten zuhören, um diesen Menschen besser zu verstehen, bevor wir ihn wieder aus tradierter Gewohnheit verurteilen.