
Warten auf Godot
von Samuel Beckett
Wir alle möchten vorankommen, mit Sieben-Meilen-Stiefeln den Weg der Erkenntnis beschreiten. Dennoch beschleicht uns manchmal das absurde Gefühl, als würden wir nur auf der Stelle treten. Also bleibt uns als Hoffnung das Warten. Auf das Glück, auf das große Irgendwas. Oder eben auf Godot.
Wladimir und Estragon, die wohl berühmtesten Landstreicher der Theatergeschichte, treffen sich jeden Morgen wieder an derselben Stelle, weil sie dort auf Godot treffen sollen. Dabei wissen sie gar nicht so genau, wer das ist. Godot. Auf alle Fälle erhoffen sie sich davon die Lösung all ihrer Probleme. Sie sprechen miteinander, um sich ihrer Existenz zu versichern. Und gemeinsam ist man weniger allein. Wie zwei Clowns pumpen sie sich immer wieder mit Zuversicht auf, obwohl im Hintergrund die Nichtigkeit des Lebens wie ein Schatten lauert. Deswegen warten sie. Aber Godot kommt nicht.
Dafür bekommen sie regelmäßig Besuch von Pozzo, der seinen Knecht Lucky wie einen Hund an der Leine führt. Auch die beiden schlingern wie Betrunkene dem tieferen Sinn ihrer Existenz hinterher. Ihr gegenseitiger Hass hält sie am Leben, in Beziehung.
Vielleicht ist „Warten auf Godot“ ein so faszinierendes Stück Weltliteratur geworden, weil wir alle manchmal wie Landstreicher am Wegesrand des Lebens warten. Wir kennen dieses Gefühl. Deswegen sollten Sie diesen Text nicht nur mit Ihrem Verstand ergründen. Denn die magische Welt der Bühne denkt in Emotionen. Lassen Sie sich mit uns darauf ein.