
Zweifel
von John Patrick Shanley
Mit strenger Hand leitet Schwester Aloysius eine kirchliche Schule. Eine Lehrerin berichtet ihr, ein Schüler sei etwas verstört aus dem Pfarrhaus von Vater Valentin gekommen. Und er habe nach Alkohol gerochen. Das sind die Fakten. Aber der Zweifel öffnet das weite Land der Ungewissheit.
Falls hier ein Kind missbraucht wurde, gilt es zu handeln. Falls nichts geschehen ist, ergießt sich über das Leben eines Unschuldigen eine Schlammlawine von Vorwürfen. Wie soll man sich verhalten, wenn es keinen eindeutigen Beweis gibt?
Die Zuseher sitzen wie die Geschworenen in einem Prozess. Schwester Aloysius erhebt die Anklage. Aber auch an ihren moralischen Absichten beginnt man zu zweifeln. Ihr ist dieser moderne Pfarrer schon lange ein Dorn im Auge. Er predigt von einer neuen Kirche der Offenheit und der Liebe. Zweifelt dieser Priester an den Dogmen der Tradition? Wird das Kind als Trumpfkarte in einem ideologischen Streit missbraucht? Oder ist Vater Valentin ein Wolf im Schafspelz?
Spannend wie ein Krimi erzählt dieses Stück von der Tatsache, wie schmal der Grat zwischen Gerechtigkeit und Rufmord ist. Rufmord findet in Zeiten von sozialen Netzwerken mittlerweile ja schon auf Knopfdruck statt. Und jeder von uns muss entscheiden, wie er mit seinem Zweifel umgeht.